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Zur Aussagekraft von Umfragewerten

Es wird mal Zeit, die Zuverlässigkeit von Vorhersagen zu betrachten.

Auch wenn wir wahrscheinlich häufig darüber schimpfen: Unter den Prognosen erreicht der Wetterbericht die höchste Treffergenauigkeit. Für den kommenden Tag werden Temperatur, Sonne oder Regen zu 90 Prozent korrekt vorhergesagt, die Drei-Tages-Prognose hat immerhin noch eine Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent.

Wahlumfragen liegen viel häufiger daneben als man meinen möchte. Der CDU wurde zum Beispiel in der NRW-Wahl 2012 noch wenige Tage vor dem Wahltag von allen Instituten ein Anteil deutlich über 30 Prozent zugesprochen, der FDP eine Zitterpartie vorhergesagt. Das Ergebnis: CDU 26,3 Prozent, FDP 8,6 Prozent. Unterschiede, über die natürlich nachher niemand mehr reden möchte.

Über Trendanalysen einzelner DAX-Werte decken wir gnädig den Mantel des Schweigens. Aber auch Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung sollten fast schon als verbotenes Glücksspiel unter Strafe gestellt werden. Der Sachverständigenrat veröffentlicht regelmäßig im November des Vorjahres ein Gutachten für das kommende Jahr.

Hier die Ergebnisse, in Klammern die Prognose:
* 2009: -4,7% (0,0%)
* 2010: 3,6% (1,6%)
* 2011: 3,1% (2,2%)

Für das Jahr 2013 erwarten die früher als „sieben Weisen“ bekannten Gutachter ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent. Wir werden sehen.

All diese falschen Vorhersagen haben eines gemeinsam: Tritt ein Ereignis überhaupt nicht oder nicht so wie prognostiziert ein, wird das entweder verschwiegen und verschämt in die Ecke geguckt oder wortreich erklärt, warum es in diesem speziellen Fall doch anders kam.

Erschwerend kommt hinzu, dass bei der Vielzahl an unterschiedlichen Vorhersagen immer irgendjemand recht behält. Und diesen einen Treffer verwenden dann alle, die mit mehr oder weniger seriösen Prognosen gut verdienen, als Legitimation für ihre Tätigkeit. Auch die Beeinflussung eines kommenden Ereignisses durch eine veröffentlichte Vorhersage ist ein nicht ungefährlicher Aspekt, den zu beleuchten aber hier nicht der Platz ist.

Mit dieser Genauigkeit von Prognosen im Hinterkopf sehen wir auch den Wahlen mit Zuversicht entgegen. Wir werden so wenige oder so viele Stimmen bekommen, wie wir nun mal bekommen. Und mit ziemlicher Sicherheit andere Prozente, als zur Zeit voraussagt.

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