Wie schon im Landtagswahlkampf wird die Onlineausgabe der HNA allen Kandidaten wieder wöchentliche Fragen stellen. Auftakt war diese Woche, die erste Frage lautete:
Der NSA-Überwachungsskandal erregt die Republik. Lassen Sie ihre Büros nun abhörsicher machen?
Meine Antwort:
Die Enthüllungen um Edward Snowdens zeigen, welches Ausmaß die Überwachung von uns allen bereits angenommen hat. Dass die Bundesregierung sich in vorauseilender Willfährigkeit gegenüber den USA weigert, Snowden Asyl zu gewähren, ist zutiefst beschämend.
Über persönliche Konsequenzen aus den Enthüllungen muss jeder für sich selbst entscheiden: Wir Piraten bieten in vielen Städten „Krypto-Parties“ an. Dort zeigen wir, wie man den eigenen Computer und die digitale Kommunikation schützen und verschlüsseln kann. Anfang August wird es auch in Göttingen eine solche Veranstaltung geben, zu der wir interessierte Bürger herzlich einladen.
Ich persönlich werde mein Verhalten im Internet (oder in meinem Büro) aber nicht wesentlich ändern. Ein wichtiger Grundsatz von uns Piraten lautet: „Freiheit statt Angst“. Wer auf Kriminalität in der „realen“ Welt reagiert, indem er sich hinter immer dickeren Sicherheitstüren, Sicherheitsschlössern, Alarmanlagen usw. versteckt, der ist vielleicht besser vor Verbrechen geschützt, vielleicht macht er die Kriminellen auch nur auf sich aufmerksam. Gleiches gilt für die digitale Welt. Wer sich so verhält, wird sich mit Sicherheit nicht von seiner Angst befreien, sondern beginnt ein Wettrüsten zwischen „Angreifern“ und „Angegriffen“ ein, das letztlich jedes Vertrauen untergräbt. Freiheit, letztlich sogar jede Gesellschaft, beruht aber auf Vertrauen. Dieses Vertrauen wurde schwer erschüttert, es wieder herzustellen bedeutet nicht, sich privat „aufzurüsten“, sondern diejenigen, die unsere Freiheit bedrohen – Geheimdienste, aber auch anderen Behörden und private Konzerne – an die Leine zu legen oder ganz zu abzuschaffen. Ich will, dass ich das Internet eines Tages (wieder) nutzen kann, wie ich meine Postkarten schreibe: Im Wissen, dass theoretisch jeder meine Daten lesen kann, aber im Vertrauen, dass das nicht (oder in keinem relevanten Ausmaß) vorkommt.
Wer sein Büro abhörsicher machen will – bitteschön. Wichtiger ist, selbige Büros öfter mal zu verlassen: Wie zum Beispiel am Samstag, den 27. Juli zum weltweiten Aktionstag gegen die Ausweitungen globaler Überwachung und zur Solidarität mit Edward Snowden. Auch in Göttingen wurde ab 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz abgehalten: http://demonstrare.de/termine/27-07-stopwatchingus-gottingen
Die nächsten Möglichkeiten findest du zum Beispiel hier: demonstrare.de *
Dies ist ein Blogeintrag von Niels-Arne Münch, zuerst erschienen unter namuench.wordpress.com
(*) Anmerkung der Redaktion
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Wie schon im Landtagswahlkampf wird die Onlineausgabe der HNA allen Kandidaten wieder wöchentliche Fragen stellen. Auftakt war diese Woche, die erste Frage lautete:
Der NSA-Überwachungsskandal erregt die Republik. Lassen Sie ihre Büros nun abhörsicher machen?
Meine Antwort:
Die Enthüllungen um Edward Snowdens zeigen, welches Ausmaß die Überwachung von uns allen bereits angenommen hat. Dass die Bundesregierung sich in vorauseilender Willfährigkeit gegenüber den USA weigert, Snowden Asyl zu gewähren, ist zutiefst beschämend.
Über persönliche Konsequenzen aus den Enthüllungen muss jeder für sich selbst entscheiden: Wir Piraten bieten in vielen Städten „Krypto-Parties“ an. Dort zeigen wir, wie man den eigenen Computer und die digitale Kommunikation schützen und verschlüsseln kann. Anfang August wird es auch in Göttingen eine solche Veranstaltung geben, zu der wir interessierte Bürger herzlich einladen.
Ich persönlich werde mein Verhalten im Internet (oder in meinem Büro) aber nicht wesentlich ändern. Ein wichtiger Grundsatz von uns Piraten lautet: „Freiheit statt Angst“. Wer auf Kriminalität in der „realen“ Welt reagiert, indem er sich hinter immer dickeren Sicherheitstüren, Sicherheitsschlössern, Alarmanlagen usw. versteckt, der ist vielleicht besser vor Verbrechen geschützt, vielleicht macht er die Kriminellen auch nur auf sich aufmerksam. Gleiches gilt für die digitale Welt. Wer sich so verhält, wird sich mit Sicherheit nicht von seiner Angst befreien, sondern beginnt ein Wettrüsten zwischen „Angreifern“ und „Angegriffen“ ein, das letztlich jedes Vertrauen untergräbt. Freiheit, letztlich sogar jede Gesellschaft, beruht aber auf Vertrauen. Dieses Vertrauen wurde schwer erschüttert, es wieder herzustellen bedeutet nicht, sich privat „aufzurüsten“, sondern diejenigen, die unsere Freiheit bedrohen – Geheimdienste, aber auch anderen Behörden und private Konzerne – an die Leine zu legen oder ganz zu abzuschaffen. Ich will, dass ich das Internet eines Tages (wieder) nutzen kann, wie ich meine Postkarten schreibe: Im Wissen, dass theoretisch jeder meine Daten lesen kann, aber im Vertrauen, dass das nicht (oder in keinem relevanten Ausmaß) vorkommt.
Wer sein Büro abhörsicher machen will – bitteschön. Wichtiger ist, selbige Büros öfter mal zu verlassen: Wie zum Beispiel am Samstag, den 27. Juli zum weltweiten Aktionstag gegen die Ausweitungen globaler Überwachung und zur Solidarität mit Edward Snowden. Auch in Göttingen wurde ab 15 Uhr eine Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz abgehalten: http://demonstrare.de/termine/27-07-stopwatchingus-gottingen
Die nächsten Möglichkeiten findest du zum Beispiel hier: demonstrare.de *
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