Gastbeitrag von Bruno Adam Wolf, Vorsitzender des Schul- und Bildungsausschusses der Stadt Hannover und Vertreter der Piratenpartei im Rat der Stadt
Die Piratenpartei Niedersachsen verweist auf die Stadt Hannover, die bei der Einrichtung von digitalen Endgeräten an Schulen in ihrem Zuständigkeitsbereich freie Software nutzt. Dort wird weitgehend mit dem Betriebssystem Debian Linux [1] und dem Schulserver iServ [2] eine Alternative zu Microsoft und Apple eingesetzt. Dies ist sowohl für eine Weboberfläche wie den Einsatz innerhalb einer App [3] geeignet.
Auch wenn diese App momentan nur über iPad und iPhone eingesetzt werden kann, so hat die dahinter stehende freie Software gegenüber der von Konzernen wie Apple oder Microsoft diverse Vorteile:
Datenschutz und Kosten
Datenschutz lässt sich bei der Nutzung von beispielsweise sogenannter proprietärer Software [4] wie Office 365 nicht Datenschutz- und rechtskonform umsetzen. Zu diesem Ergebnis kam ein Arbeitskreis der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern [5] mit einer Warnung vor dem Einsatz von Microsoft bzw. Office 365 in öffentlichen Institutionen.
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Bekannterweise ist die Einhaltung von Datenschutzerfordernissen bei diesem und anderen Anbietern aus dem industriellen Bereich mangelhaft. Dazu kommt die Kostenpflichtigkeit in der Anschaffung und teilweise wie bei der Umstellung von Windows7 auf Windows10 auch die des Updates, zumindest nach einer gewissen Übergangszeit. Selbst wenn derartige Punkte durch Vereinbarungen ausgeschlossen sind, so besteht doch das Interesse der Unternehmen primär an eine Gewöhnung an dessen Produkt, sodass die Lernenden in ihrem späteren Berufs- und Privatleben bevorzugt darauf zurückgreifen werden. Hier ist es Aufgabe der Schulen, mit gutem Beispiel voranzugehen und gangbare und mittlerweile zumindest in den Standardanwendungen auch weitgehend kompatible Alternativen aufzuzeigen.
Oftmals wird argumentiert, dass die Schulen auf das mehrheitlich durch Microsoft geprägte Berufsleben vorbereiten müssen. Dabei ist es nicht die Aufgabe der Schulen, auf das Berufsleben vorzubereiten, sondern auf das Leben in Selbstbestimmung an sich. Dafür sind die Grundlagen zu vermitteln, wie die meisten Fächer beweisen, mit denen man nach der Schulzeit beruflich nichts zu tun hat. Die aber durchaus hilfreich sein können, soziale und politische Zusammenhänge zu erkennen und zu bewerten, die eine Gesellschaft ausmachen.
Kreativität, Nachhaltigkeit, Kostensenkung
Da Open Source die Eigenschaft eines offenen Quellcodes hat, lassen sich dabei auch Kreativität und das Interesse an Programmierung wecken. Damit verbunden ist das Lernen, dass nicht alles, was “kostenlos” ist, auch nichts kostet. Meistens sind es die zu hinterlassenden Daten, die die Währung sind, mit der man bezahlt.
Open Source Produkte wie Linux werden ständig von der Entwicklergemeinde weiter auf dem Laufenden gehalten. Tauchen dort Sicherheitslücken auf, werden sie umgehend beseitigt. Und nicht, wie es bei den Produkten von Apple und Microsoft zu befürchten ist, gar mit Hintertüren versehen, damit Polizei und Geheimdienste darauf Zugriff erhalten können. Vielmehr sind sie so gestaltet, dass aktuelle Distributionen auch auf Hardware laufen, die für die neuen kommerziellen Produkte nicht mehr geeignet sind. Dies bedeutet nicht mehr oder weniger als Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.
Dies wie auch die kostenfreien Programme selbst bieten auch den immer größer werdenden Gruppen derer, die finanziell nicht in der Lage sind, sich größere Investitionen zu leisten, eine Möglichkeit zur digitalen Teilhabe. Auch dies zu vermitteln ohne zu stigmatisieren, muss etwas sein, was Schule zu vermitteln hat.
[1] https://www.debian.org/index.de.html
[2] https://iserv.eu/
[3] https://apps.apple.com/de/app/iserv/id948660000
[4] https://www.ifross.org/was-proprietaere-software-bzw-closed-source-software
[5] https://www.heise.de/news/Microsoft-Office-365-Die-Gruende-fuer-das-Nein-der-Datenschuetzer-4919847.html
Der Text ist angelehnt an eine Veröffentlichung unter https://flaschenpost.piratenpartei.de/2020/10/12/open-source-in-schulen-die-bessere-und-kluegere-loesung/
Views: 25
Gastbeitrag von Bruno Adam Wolf, Vorsitzender des Schul- und Bildungsausschusses der Stadt Hannover und Vertreter der Piratenpartei im Rat der Stadt
Die Piratenpartei Niedersachsen verweist auf die Stadt Hannover, die bei der Einrichtung von digitalen Endgeräten an Schulen in ihrem Zuständigkeitsbereich freie Software nutzt. Dort wird weitgehend mit dem Betriebssystem Debian Linux [1] und dem Schulserver iServ [2] eine Alternative zu Microsoft und Apple eingesetzt. Dies ist sowohl für eine Weboberfläche wie den Einsatz innerhalb einer App [3] geeignet.
Auch wenn diese App momentan nur über iPad und iPhone eingesetzt werden kann, so hat die dahinter stehende freie Software gegenüber der von Konzernen wie Apple oder Microsoft diverse Vorteile:
Datenschutz und Kosten
Datenschutz lässt sich bei der Nutzung von beispielsweise sogenannter proprietärer Software [4] wie Office 365 nicht Datenschutz- und rechtskonform umsetzen. Zu diesem Ergebnis kam ein Arbeitskreis der Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern [5] mit einer Warnung vor dem Einsatz von Microsoft bzw. Office 365 in öffentlichen Institutionen.
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Bekannterweise ist die Einhaltung von Datenschutzerfordernissen bei diesem und anderen Anbietern aus dem industriellen Bereich mangelhaft. Dazu kommt die Kostenpflichtigkeit in der Anschaffung und teilweise wie bei der Umstellung von Windows7 auf Windows10 auch die des Updates, zumindest nach einer gewissen Übergangszeit. Selbst wenn derartige Punkte durch Vereinbarungen ausgeschlossen sind, so besteht doch das Interesse der Unternehmen primär an eine Gewöhnung an dessen Produkt, sodass die Lernenden in ihrem späteren Berufs- und Privatleben bevorzugt darauf zurückgreifen werden. Hier ist es Aufgabe der Schulen, mit gutem Beispiel voranzugehen und gangbare und mittlerweile zumindest in den Standardanwendungen auch weitgehend kompatible Alternativen aufzuzeigen.
Oftmals wird argumentiert, dass die Schulen auf das mehrheitlich durch Microsoft geprägte Berufsleben vorbereiten müssen. Dabei ist es nicht die Aufgabe der Schulen, auf das Berufsleben vorzubereiten, sondern auf das Leben in Selbstbestimmung an sich. Dafür sind die Grundlagen zu vermitteln, wie die meisten Fächer beweisen, mit denen man nach der Schulzeit beruflich nichts zu tun hat. Die aber durchaus hilfreich sein können, soziale und politische Zusammenhänge zu erkennen und zu bewerten, die eine Gesellschaft ausmachen.
Kreativität, Nachhaltigkeit, Kostensenkung
Da Open Source die Eigenschaft eines offenen Quellcodes hat, lassen sich dabei auch Kreativität und das Interesse an Programmierung wecken. Damit verbunden ist das Lernen, dass nicht alles, was “kostenlos” ist, auch nichts kostet. Meistens sind es die zu hinterlassenden Daten, die die Währung sind, mit der man bezahlt.
Open Source Produkte wie Linux werden ständig von der Entwicklergemeinde weiter auf dem Laufenden gehalten. Tauchen dort Sicherheitslücken auf, werden sie umgehend beseitigt. Und nicht, wie es bei den Produkten von Apple und Microsoft zu befürchten ist, gar mit Hintertüren versehen, damit Polizei und Geheimdienste darauf Zugriff erhalten können. Vielmehr sind sie so gestaltet, dass aktuelle Distributionen auch auf Hardware laufen, die für die neuen kommerziellen Produkte nicht mehr geeignet sind. Dies bedeutet nicht mehr oder weniger als Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung.
Dies wie auch die kostenfreien Programme selbst bieten auch den immer größer werdenden Gruppen derer, die finanziell nicht in der Lage sind, sich größere Investitionen zu leisten, eine Möglichkeit zur digitalen Teilhabe. Auch dies zu vermitteln ohne zu stigmatisieren, muss etwas sein, was Schule zu vermitteln hat.
[1] https://www.debian.org/index.de.html
[2] https://iserv.eu/
[3] https://apps.apple.com/de/app/iserv/id948660000
[4] https://www.ifross.org/was-proprietaere-software-bzw-closed-source-software
[5] https://www.heise.de/news/Microsoft-Office-365-Die-Gruende-fuer-das-Nein-der-Datenschuetzer-4919847.html
Der Text ist angelehnt an eine Veröffentlichung unter https://flaschenpost.piratenpartei.de/2020/10/12/open-source-in-schulen-die-bessere-und-kluegere-loesung/
Views: 25