Am 31.10. war er also, der Reformationstag, der zum angeblich 500. Jahrestag von Martin Luther´s Thesenanschlag ausnahmsweise mal ein allgemeiner Feiertag war. Und gleich kam von der designierten Landesregierung die Idee, man könnte doch ab jetzt jedes Jahr diesen Tag zum niedersachsenweiten Feiertag erklären. [1] Schließlich sind doch die Niedersachsen in Punkto Feiertag benachteiligt gegenüber Bundesländern wie Bayern. Denn wir hier haben nur neun, Bayern ist mit 12, in manchen Gegenden sogar 13 Tagen, Spitzenreiter in Deutschland.
Mit einer solchen Idee macht man sich gleich zu Beginn der Legislatur natürlich beliebt bei der Bevölkerung. Wer hat schon nicht gern einen zusätzlichen freien Tag, der sich vielleicht, wie in diesem Jahr, mit einem Brückentag gleich auf vier freie Tage verlängern lässt?
Von der lohnabhängigen Bevölkerung sicher niemand. Und prinzipiell liegt eine Angleichung der Feiertagsverhältnisse auch im Interesse der PIRATEN Niedersachsen. Aber der vorgeschlagene Weg über die dauerhafte Einführung des Reformationstages als Feiertag ist beim besten Willen nicht ausreichend und noch weniger zielführend.
Denn das bisherige Ungleichgewicht im Vergleich der Bundesländer würde nur ein wenig vermindert werden. Und sollte man es nicht den Menschen selbst zu überlassen, wann sie welchen Anlass, unabhängig von einer Relegionszugehörigkeit, feiern wollen? Daher regen die PIRATEN Niedersachsen drei persönliche Feiertage pro Jahr für alle Arbeitnehmer zur freien Verfügung an. [2] Damit könnte jeder freier nach seinen Bedürfnissen die Religion ausüben, der er sich zugehörig fühlt oder jeglichen sonstigen Anlass nutzen. Denn was wir weniger brauchen als einen Kropf, ist ein weiterer auf die christliche Religion zugeschnittener Feiertag. Der vergrößert nur den Spalt zu anderen Religionen. Und mit dem evangelischen Reformationstag auch noch den zu den Katholiken. Kann man wirklich so wenig vorausschauend sein, wenn man eine Regierung bilden möchte?
Prinzipielle Kritik an den Plänen zu einem neuen Feiertag kommt aus der Wirtschaft. Beispielsweise spricht die niedersächsische Metall- und Elektroindustrie von Einbußen von € 80 Mio. pro Jahr. [3]
Diese Befürchtungen teile ich nicht. Letzendlich wird auch nach einem regulären Urlaub die aufgelaufene Arbeit nachgeholt, ohne dass zusätzliche Kosten für den Arbeitgeber entstehen.
Dass in diesem Fall ein solcher Vorschlag von Seiten der CDU in die politische Arena kommt, lässt doppelt tief blicken. Einerseits scheinen nicht einmal mehr Einwürfe der Wirtschaft auch nur ansatzweise Relevanz zu haben. Andererseits zeigen sich gerade wieder einmal Risse am Bild von Martin Luther, die ihn mit Antisemitismus und Sexismus in Verbindung bringen [4]. Das legt den Verdacht nahe, dass hier ein weiterer Versuch gestartet wird, unabhängig von vorgebrachten Argumenten, eine Anbiederung an die Vertreter eines christlichen Abendlandes und ihres politischen blau-braunen Armes vorzunehmen. Eine wirklich weltoffene Gesellschaft muss sich von diesem Gedanken endlich verabschieden und klare Kante für Vielfalt einerseits und individuelle Bedürfnisse andererseits zeigen.
Hat Niedersachsen nicht in der Vergangenheit gezeigt, dass eine offensive Verweigerung der Anbiederung an diese Gruppen sinnvoller ist, als ihr hinterherzulaufen? Es wäre grundlegend falsch, dieses Vorgehen zu ändern!
Quellen:
Gastbeitrag von Thomas Ganskow, Stellvertretender Landesvorsitzender. Gastbeiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Piratenpartei wieder.
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